Gestern zum Gottesdienst in Pressbaum sind viele Kinder mit beim Abendmahl gewesen, was mich persönlich sehr freut. Pétra Berger, die sich derzeit pädagogisch ausbilden lässt, hat mich im Anschluss an den Gottesdienst darauf aufmerksam gemacht, dass man Kindern bitte keinen Alkohol verabreichen sollte.

Meine persönliche Sicht

Ich gebe zu, mir ist nicht entgangen, wie angewidert Kinder ihre Hostie in den Wein tauchen. Von daher fände ich die Verwendung von Traubensaft im Abendmahl für Kinder nur allzu verständlich. (Denn davon nehmen sie erfahrungsgemäß auch gerne einen recht kräftigen Schluck.) Wer als (ehem.) Alkoholiker in Behandlung ist, oder den Entzug gemeistert hat – so weiß ich von einem Verwandten – für den ist selbst alkoholfreies Bier strengstens verboten, weil auch der kleinste Restalkohol die Therapie stark gefährdet.

In meiner Heimatgemeinde Kirchditmold in Kassel (DE) wurde das Abendmahl nur zu sehr wichtigen Gottesdiensten gefeiert. Diese waren meist so gut besucht, dass man problemlos einen ausgewiesenen Teil des Kreises mit Traubensaft bedienen konnte. Es musste (und muss noch heute) eh mit mehreren Kelchen gearbeitet werden. Eine sehr elegante Lösung, da man sich einfach nur an der richtigen Seite in den Kreis der Gemeinde zu stellen braucht. Für unsere Gemeinde, in der der Kreis klein ist und nur ein Kelch die Runde macht (was ja durchaus einen symbolischen Wert für die Gemeinde hat), ist das keine praktikable Lösung. Sollten wir daher nicht grundsätzlich auf Traubensaft umsteigen? Muss es den Wein sein?

Orientierungshilfe unserer deutschen Schwesterkirche

In einer allgemeinen Oritentierungshilfe zum Abendmahl unserer deutschen Schwesterkirche (siehe https://www.ekd.de/EKD-Texte/abendmahl.html, bzw. als Broschüre unter abendmahl.pdf, Seiten 22 und 50) heißt es:

Da unvergorener Traubensaft in der Antike nur während der Beerenreife zur Verfügung stand und alkoholische Gärung das einzige damals bekannte Mittel war, Fruchtsäfte zu konservieren, hat man wahrscheinlich bei der Feier des Abendmahls von Anfang an normalerweise Wein verwendet, der nach damaliger Praxis mit Wasser verdünnt war. Gelegentliche Versuche einzelner Gruppen, aus asketischen Gründen andere Flüssigkeiten wie beispielsweise reines Wasser zu verwenden, trafen in der Antike auf Widerspruch und wurden nicht allgemein akzeptiert. Allerdings verwendete man schon damals in Missionsgemeinden des asiatischen Raumes, in denen der Wein unbekannt war, Wasser oder Tee als Ersatzstoff (vgl. VELKD-Texte 8/1979, 6f.).

Die Frage, ob für diese Zwecke Weißbrot oder Oblaten und roter oder weißer Wein verwendet wird, sollte nicht zu einer theologischen Grundsatzfrage hochstilisiert werden. In der Regel sollte aber beim Abendmahl wegen der Bindung an die Einsetzungssituation Wein gebraucht werden und Traubensaft eine Ausnahme bleiben. Gemeinden, die neben dem Wein an bestimmten Sonntagen Traubensaft anbieten, damit keine Alkoholabhängigen gefährdet oder bloßgestellt werden, können sich auf das neutestamentliche Liebesgebot berufen (Texte aus der VELKD 8/1979, 7) und darauf, daß auch Traubensaft ein »Gewächs des Weinstocks« ist (Mt 26,29). Die Möglichkeit für Kinder, am Abendmahl teilzunehmen (dazu unten, S. 54), könnte ein weiteres Argument dafür sein, gelegentlich Traubensaft zu verwenden. Es dürfte schwerfallen, den Gemeinden und Gruppen, die gelegentlich Wein durch Traubensaft ersetzen, »eine dem Evangelium widerstreitende Abendmahlspraxis anzulasten« (ebd., 6).

Auch in einer Beantwortung der Frage im offiziellen Organ der Evangelischen Kirche in Deutschland (evangelisch.de) überlässt man es dem Gemeindevorstand bzw. Presbyterium, die oben genannte „Ausnahme“ zur Regel zu machen. Siehe Abendmahl mit Wein vepflichtend (fragen.evangelisch.de)

Auf zum Dialog – bilden wir uns eine Meinung

Die Kommentare auf diese Antwort zeigen, wie vielfältig unsere Evangelische Gemeinschaft ist, und zum Teil auch, wie primitiv manche Menschen auf Stammtischniveau in Blog-Kommentaren argumentieren. Aber das gehört eben auch zur Gemeinschaft.

Nun aber, wie wollen wir in unserer Gemeinde es mit dem Abendmahl halten? Traubensaft oder Wein? Was ist Ihre / Eure Meinung dazu? Bessere Kommentare als zu dem o.g. Eintrag auf evangelisch.de müsste doch fast jeder von uns zustande bringen. Diskutieren Sie, diskutiert einfach in diesem Blogbeitrag unten mit. Ich freue mich schon auf die Meinungen.

Gruß,

Martin Klonk

Kurator der Evangelischen Pfarrgemeneinde A.B. Purkersdorf

4 Gedanken zu “Wein für Kinder beim Abendmahl?”

  • Unsere Gemeinde hat bezüglich der Einführung des Kinderoffenen Abendmahls einen langen Prozess beschritten, eine angemessene Möglichkeit zu finden, Kinder in das Abendmahl einzubeziehen.
    Wir haben uns damals entschlossen, die Kinder einzuladen, die empfangene Hostie aufzuheben, um sie, wenn der Kelch gereicht wird, etwas in den Kelch zu tauchen. Somit empfangen sie das Heilige Abendmahl wie alle anderen in beiderlei Gestalt.
    Wesentlich dabei ist, dass die verantwortlichen Begleitpersonen (meistens die Eltern) die Verantwortung für ihre Kinder nicht in der Kirche abgeben. Die Eltern entscheiden, ob ihre Kinder die Hostie eintauchen dürfen oder nicht und das wurde auch bisher so gehalten.
    Als Pfarrer, der ich in der Rolle des Austeilenden bin, halte ich nahezu immer einen ’stillen Dialog‘ mit den Eltern über die Vorgehensweise. Das hat in den meisten Fällen auch einen einvernehmlichen Verlauf genommen…..

    Dietmar Kreuz, Pfarrer der Pfarrgemeinde

  • Ich finde Petras Vorstoß sehr verständlich. Auch ich denke mir jedesmal, dass die Kinder keinen Alkohol bekommen sollten. Ich kenne Gemeinden, in denen wird das Abendmahl von Woche zu Woche abwechselnd mit Wein und Traubensaft gehalten, so dass Menschen, die keinen Alkohol zu sich nehmen wollen/dürfen, zumindest alle zwei Wochen am Abendmahl teilnehmen können. Da in unserer Gemeinde ein wöchentlicher Wechsel unpraktikabel ist, böte es sich an, in allen drei Kirchen monatlich um zu stellen. Ich persönlich hätte auch kein Problem damit, wenn wir immer mit Traubensaft feiern würden.

    Angelika Matousek

  • Hallo an Alle !!
    Diese Diskussion hat schon VOR der Einführung des kinderoffenen Abendmahls stattgefunden, in den Gremien unserer Gesamtkirche. Und in unseren Gremien
    Ich habe noch alle „für und wider“ im Ohr.
    Quintessenz: KEIN Kind wird zum Alkoholiker wenn die Hostie kurz eingetaucht wird. Auch Alkoholiker haben kein Problem wenn sie den Kelch nicht nehmen – Haben wir in unserer Gemeinde auch. Und es ist ein Prozess!
    Wir haben bei Familiengottesdiensten ja Traubensaft angeboten, den habe ich letzten Sonntag vergessen-es war mir nicht bewusst dass Familiengottesdienst ist. Gerne können wir diese Tradition wieder einführen.
    Lieben Gruß, Irene

  • Danke Martin für Deine Beobachtung, sie regt zum Nachdenken an. Unsere Kinder überlegen jedesmal ob sie zum Abendmal gehen sollen, weil sie einerseits dabei sein wollen, und beides empfangen wollen, andererseits den Wein scheußlich finden. Eigentlich nicht sehr einladend wenn man zum Erwachsensein gezwungen wird.
    Hat Kinderoffen nicht auch die Bedeutung von öffnen zu den Kindern hin?
    Wie wäre es wenn man zumindest für die Kindergottesdienst-Kinder Traubensaft bereit hat?
    Wir denken, dass sich Kinder dann eher eingeladen fühlen und wirklich „mitfeiern“.
    Ist das nicht einen Versuch wert?
    Liebe Grüße
    Jörg

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