Die Bibel ist die Grundlage unseres Glaubens – ja – aber…wer hat die denn schon wirklich gelesen? Und wenn ich sie jetzt lesen will, wie eigentlich?

Einen kleinen Impuls bieten die folgenden Zeilen!

Erstmal die Grundlagen:

Die Bibel ist nicht nur ein Buch, sondern viele. Sie setzt sich aus verschiedenen Geschichten, in verschiedenen Zeiten und von verschiedenen Autor/innen zusammen. Die Bibel von vorne bis hinten durchlesen? Kann man machen, muss man aber im Gegensatz zu anderen Büchern nicht.

Erstmal kann man die Bibel ganz grob in zwei Teile unterteilen – das „Alte Testament“ (AT) und das „Neue Testament“ (NT). Aus dem Religionsunterricht wissen die meisten vermutlich noch folgendes:

AT = vor Jesus (inklusive Psalter, für die Fortgeschrittenen)

NT = während/nach Jesus

Soweit so gut, allerdings sind auch diese beiden Teile in wiederum kleinere Teile unterteilt, diese kennen wir als Bücher. Um verschiedene Teile oder Sätze zu finden gibt es in den Büchern auch noch Kapitel, sowie Verse.

Im praktischen Beispiel sieht das dann folgendermaßen aus:

Und jetzt?

Jetzt wo wir die Grundlagen kennen geht’s ans Lesen eines Textes. Mit welchem man Anfängt ist ganz einem selbst überlassen. Als kleinen Leitfaden kann man sich an einen Bibelleseplan halten, die gibt’s online, oder in manchen Bibeln ganz vorne/hinten. Je nachdem wie viel Zeit man investieren möchte, gibt es kompakte Pläne mit den wichtigsten Geschichten in einer Woche oder einem Monat. Wer es etwas ausführlicher mag, findet auch Pläne für ein ganzes Jahr oder mehr.

Auch die Bibelübersetzung ist eine Frage des Geschmacks. Die eine Bibel gibt es nämlich nicht wirklich. In unseren Kreisen ist die Übersetzung nach Luther  wohl die bekannteste, für Anfänger ist aber beispielsweise auch die „Basisbibel“ gut geeignet. Je nach Ausgabe sind die Texte einfacher/komplizierter formuliert. (Aber Achtung: natürlich wird mit jeder Übersetzung der Originaltext etwas verändert und verfälscht.)

Hat man die Bibel nun in der Hand und ein erstes Buch und Kapitel gewählt, kanns los gehen. Manche Texte wirken im ersten Moment leicht und offensichtlich, andere fordern uns heraus, eine Faustregel in der Bibel: Es ist nichts wie es scheint.

Schritt Nummer 1 also: den Text lesen. Hat man den Text nun fertig gelesen geht das „Bibel lesen“ aber erst richtig los.

Hier ein paar Fragen die man sich zum Text stellen kann:

  1. Die Sprache

In welcher Sprache wurde der Text geschrieben?

Hier können wir uns zwei Antworten geben.

Einerseits sind die Originaltexte in verschiedenen Sprachen verschriftlich worden. Dazu zählen beispielsweise Aramäisch, Hebräisch oder Griechisch. Bedeutet für uns: wir lesen eine Übersetzung in der sich Fehler oder Missinterpretationen des Übersetzers/der Übersetzerin einschleichen können. Wer Zeit und Lust hat, kann sich ja einmal darüber schlau machen, wie sich einst das Einhorn in die Bibel gemogelt hat.

Viel wichtiger ist aber: die Bibel wurde in BIBLISCH geschrieben. Nie gehört? Kein Problem. Bibeltexte bestehen aus Vergleichen, versteckten Botschaften, Interpretationen, und, wie es meine Jugendlichen nennen würden „Hidden Easter Eggs“. Also verstecken Anspielungen, oder Dinge die man zwischen den Zeilen lesen muss. Jede/r kann die Texte anders interpretieren und auslegen. Das führt uns gleich zu Frage Nummer 2.

  • Der Empfänger

Für wen wurde der Text geschrieben?

Auch hier gibt es 2 Antworten. Manche Texte wurden tatsächlich an bestimmte Personen/Gruppen adressiert, beispielsweise als Briefe. Hier ist es sinnvoll herauszufinden wer die Menschen waren. Wo wohnten sie, wer waren sie und warum wurde der Text an sie geschrieben? Antwort Nummer zwei, die gilt immer: der Text wurde für UNS geschrieben. Für jede/n einzelnen.

  • Wo steht der Text?

Das Buch, in dem der Text steht kann uns dabei helfen zu verstehen was der Text uns sagen will. Wurde der Text vor oder nach Jesus verfasst? Lesen wir hier einen Brief, eine Ansprache, eine Rede oder eine Geschichte über eine Person? Hier können wir uns auch Fragen: wer hat den Text geschrieben? Was wissen wir über den/die Autor/in? Hier reicht meist eine kurze Recherche auf Google.

  • Die 5 W Fragen

Hier geht’s erst richtig los, nachdem wir den Text nun eingeordnet haben, drehen und winden wir ihn nochmals und fragen uns folgendes:

WANN spielt der Text?

Hier wollen wir nicht unbedingt eine Jahreszahl wissen – sondern eher einen ungefähren Zeitraum – bei unserem Beispieltext von Markus wissen wir: Der Text spielt zu der Zeit, als Jesus wieder nach Kapernaum kam.

WO spielt der Text?

Sowohl grob geografisch, als auch genau. Anhand unseres Beispieltextes: In Kapernaum, genau: in einem Haus.

WER sind die Protagonisten?

Oft gehen wichtige Personen beim ersten Mal lesen unter. Hier kann es helfen alle Personen zu markieren, sowie die Hauptpersonen festzulegen. In unserem Beispiel: Jesus, eine Menschenmenge, ein Gelähmter, 4 Personen die in tragen.

Weiters kann man direkte Reden markieren. Wer sagt was, zu wem?

Wer unseren Text in der Bibel weiterliest wird beispielsweise feststellen, dass der Gelähmte darin kein Wort sagt, sondern eher eine passive Rolle einnimmt, obwohl er eine der Hauptpersonen ist.

WAS steht im Text?

Das klingt erstmal nach einer sehr offensichtlichen Frage, den Text haben wir jetzt ja schon mindestens 3 Mal gelesen. Aber was steht in dem Text denn nun wirklich? Was nehme ich daraus mit? Eine der einfachsten Möglichkeiten ist simpel und doch so effektiv: Fasst den Text in zwei-drei Sätzen so zusammen, wie ihr ihn einem 7 Jährigen Kind erklären würdet. Das ist gar nicht so einfach! Probierts gern mal aus.

WARUM wurde dieser Text aufgeschrieben?

Warum dachte sich der/die Autor/in des Textes, dass der Text für uns heute wichtig ist?

In unserem Beispiel vielleicht weil er gute Freundschaft zeigt, oder weil er Jesus Kraft beweist, das ist aber interpretationssache und ganz euch überlassen.

Zuletzt können wir den Text mit unserem ganzen Wissen nochmals komplett durchlesen. Lese ich ihn jetzt anders? Was habe ich herausgefunden? Welcher Teil ist für mich wichtig? Erkenne ich eine Entwicklung von vorher zu jetzt?

Jeder Bibeltext ist anders und erfordert andere Methoden. Mit dieser Kurzanleitung, steht einem ersten reinschnuppern, auch mit Tiefe, aber nichts mehr im Wege. Viel Spaß beim Lesen!

Amelie Doppler,
Jugendreferentin

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